Seminar Herkunftsfamilie Drucken E-Mail

Referentin: Judith Maschke,

Dipl. Sozialarbeiterin, Psychodramatikerin und Supervisorin

Inhaltliche Zusammenfassung:

"Zu dieser Fachveranstaltung trafen sich 28 Adoptiveltern, darunter auch einige zukünftige um sich mit Frau Maschke über das Thema „Herkunftsfamilie“ auszutauschen. An einem Gesprächsabend des Vereins wurden im Vorfeld Fragen gesammelt und zur besseren Vorbereitung der Veranstaltung an die Referentin weiter geleitet.

Frau Maschke verstand es sehr gut, die Zuhörer/innen aktiv an der Veranstaltung teilnehmen zu lassen und mit ihrer persönlichen Herangehensweise auch schwere Dinge auf eine leichte und verständliche Art zu erklären.

An dem Tag wurde Fragen bearbeitet, wie z.B. Wann und wie sollten wir als Adoptiveltern Kontakt zu der Herkunftsfamilie herzustellen? Was sagen wir unserem Adoptivkind? Wie wichtig und richtig ist die Wertschätzung unsererseits der Herkunftsfamilie gegenüber? Wie sollten wir Kontakte gestalten? Wie gehen wir mit Wissen über die Herkunftsfamilie um? Was sollte unser persönliches Umfeld über die Herkunft unserer Kinder wissen? Wie können wir mit Kontaktabbrüchen umgehen? und und und

Das Thema Herkunftsfamilie ist für Adoptivfamilien ein sehr ergiebiges Thema und wurde von Frau Maschke professionell aus verschiedenen Blickwinkeln erläutert. Und so unterschiedlich wie die einzelnen Fragestellungen waren, so unterschiedlich sind die Adoptivfamilien, die Kinder und die Herkunftsfamilien und so unterschiedlich sind auch die Antworten. Quintessenz bei allen Antworten auf die Fragen ist jedoch die Ehrlichkeit und Authentizität der Adoptiveltern. Kinder haben ein Recht auch das Wissen um ihre Herkunft, nach Meinung von Frau Maschke muss jedoch nicht unter allen Umständen ein regelmäßiger Kontakt hergestellt werden. Der Adoptivfamilie sollte jedoch immer bewusst sein, dass ihr Kind eine andere Herkunftsfamilie hat, die die Entscheidung getroffen hat, dass das Kind in einer anderen Familie aufwachsen soll. Und diese Entscheidung gilt es, wie auch die Geschichte des Kindes zu achten und auch wertzuschätzen. Ohne die Herkunftsfamilie gäbe es das Kind nicht, dass wir als Adoptiveltern so gerne bei uns aufgenommen haben. Und selbst bei Kindern über deren Herkunft nichts bekannt ist, ist es diese Entscheidung der Herkunftsfamilie die es zu achten und wertzuschätzen ist.

Sollten Kontakte zur Herkunftsfamilie bestehen, ergibt sich die Frage, wie diese gestaltet werden. Frau Maschke empfiehlt einen geschützten und zugleich offenen Raum zu nutzen, der für alle Beteiligten die Möglichkeit bietet den Rückzug anzutreten. Die Kontakte müssen dem Alter des Kindes entsprechend (Spielplatz, Zoo etc.) gestaltet sein. Für die Adoptivfamilie ist es ratsam sich Unterstützung vom Jugendamt zu den Kontakten zu holen oder zumindest eine Vertrauensperson dabei zu haben, die emotional eher unbeteiligt das Geschehen begleitet. Bestehen die Kontakte und werden diese von Seiten der Herkunftsfamilie abgebrochen, oder lehnt die Herkunftsfamilie den Kontakt ab von vorneherein ab, kann dies für das Kind kränkend und verletzend sein. Hier gilt es dem Kind die Situation ehrlich zu erklären. Und immer wieder betonen, dass es in seiner Adoptivfamilie gewollt und geliebt wird, was immer auch geschieht. Und immer wieder einen positiven Abschluss finden, auch wenn viel geweint wurde. Es ist wichtig dem Kind zu signalisieren, „die Situation ist schlimm und schmerzlich für Dich. Du kannst bei mir weinen und wütend sein, ich bin für dich da. Und jetzt backen wir einen Kuchen, denn das Leben geht auch mit seinen schönen Seiten weiter“ Das gilt für Kleinkinder, Pubertierende und junge Erwachsene. Für Adoptiveltern ist es oft schwer das Schicksal der Kinder anzunehmen, weil sie den Schmerz der Kinder spüren. Und gerade deshalb ist es gut, Seminare und Treffen zu besuchen und sich gegenseitig auszutauschen und zu stärken. So bunt die Geschichten von uns Adoptiveltern sind, so bunt sind auch unsere Fragen und Antworten. Es gibt kein unbedingtes Richtig oder Falsch.

Es muss allen Adoptiveltern bewusst sein, dass das Kind ein Recht auf das Wissen um seine Herkunft hat. Und wir müssen sie darin unterstützen mit ihrer eigenen Herkunftsfamilie leben zu lernen.

Ich persönlich fand den Tag sehr gelungen. Es wurden viele Fragen beantwortet. Es wurden traurige Stimmungen ausgehalten, es wurde aber auch viel gelacht, was wir der sympathischen Art von Frau Maschke zu verdanken haben." (Persönlicher Bericht einer Adoptivmutter)

Eine weitere Adoptivmutter schreibt zu Stimmung und Inhaltlichem:

"Kinder machen sich stets selbst dafür verantwortlich, wenn ihre Eltern sich nicht gegenseitig wertschätzen. Ein Kind kann nur „groß“ werden, Ruhe finden, sich auf die Schule konzentrieren, wenn es Papa und Mama „sicher“ hat. Im Falle eines Adoptiv- und Pflegekindes müssen aber möglicherweise zwei Paare (Adoptiveltern und Herkunftseltern) und zusätzlich deren gegenseitige Beziehung „in Sicherheit“ gebracht werden. Es ist unerlässlich wichtig, dass ein Kind ankommt - zur Ruhe kommt. Aber wenn beispielsweise der Adotivvater über den leiblichen Vater „schlecht gesprochen“ hat, trifft er damit (zwar evtl. ungewollt aber doch gleichzeitig) auch sein Adoptivkind, denn es ist zeitlebens ein Teil seines leiblichen Vaters. So wie man mit einer Hochzeit in die Familie des Ehepartners einheiratet, so adoptiert man als Adoptiveltern auch die Herkunftseltern seines Kindes mit. Die leiblichen Eltern werden vermutlich in irgendeiner Form ein wiederkehrender Teil der Adoptivfamilie. Die Wertschätzung, die die Adoptivfamilie der Herkunftsfamilie gegenüber aufbringt, lässt das Adoptivkind zur Ruhe kommen, wenn diese Wertschätzung gelebt wird und authentisch ist. Mit einfachen aber passenden Bildern und Beispielen hat die Referentin Judith Maschke in sehr humorvoller und klarer Sprache deutlich zum Ausdruck gebracht, wie hilfreich und wichtig es für alle Beteiligten und besonders für die stabile Entwicklung des Adoptivkindes ist, dass innerhalb der Triangonomie (Herkunftsfamiie – Kind – Adoptivfamilie) ein positives Bild untereinander besteht. So wie das Kind sehen und spüren muss, dass zwischen Mama und Papa ein enges Band, eine feste Beziehung besteht, so sollte es auch die Wertschätzung spüren können, die seine Adoptivfamilie gegenüber seiner Herkunftsfamilie ausdrückt.

Jede Adoptivmutter, die Ihre eigenen unmittelbaren Erfahrungen  in der Runde preisgegeben hat, hat gespürt, dass man sich dazu in die Lage versetzen sollte, die Wahrheit in einem positiven Licht erscheinen zu lassen, ohne sie zu verändern oder sie zu idealisieren. Inwieweit nun jedes Adoptivelternteil dazu selbst in der Lage ist, dies auch in kindlicher Sprache zu transportieren, wird die Zukunft unserer Kinder beeinflussen."

Ein Adoptivvater scheibt zum Seminar:

"Die Referentin Judith Maschke ist aus Stuttgart lediglich mit einem Notizblock (und einem „Schnitzel“ J) angereist, um über mehr als 300 Minuten vor ca. 30 teilnehmenden Adoptiveltern darüber zu referieren, wie man als Adoptivvater /–mutter ein äußerst schwieriges Thema kindgerecht transportiert. Der Vortrag lebte außerordentlich von ihrer Person, ihrer Erfahrung, ihrem Dialekt, und ihrem Weltbild. Aber im Fokus stand stets das zu entwickelnde Bild der Herkunftsfamilie, welches positiv und realistisch gezeichnet ein authentisches Gemälde ergeben kann und so auch über ein Leben hinweg seine Farben behalten kann. Ein heller warmer Raum, dreißig Stühle, die Teilnehmer und eine starke Referentin – mehr braucht sie nicht, um eine Anleitung zu einem solchen Gemälde zu geben? Nun, ohne Flipchart (das leider vom Veranstalter nicht, wie abgesprochen, zur Verfügung gestellt werden konnte), ohne Beamer, ohne Technik hat Frau Maschke Ihre Zuhörer wirklich so fest in ihren erzählerischen Bann genommen, dass die Teilnehmer der Fachveranstaltung beinahe nicht bemerkt hätten, dass plötzlich vier Möbelpacker ein Klavier aus dem Raum zerrten. (J) Man könnte denken, gerade der fehlende Technikeinsatz sei zum Garant für das Gelingen der Veranstaltung geworden, denn nicht nur Kinder lieben es geradlinig und einfach. Auch Erwachsene mögen klare Worte, es ist für sie aber viel verblüffender, wenn sie ganz nahe liegende und einfache Antworten erhalten. Frau Maschke forderte die Beteiligung der Teilnehmer und ließ sich auf die zahlreich gestellten Fragen ein. Als Teilnehmer war ich sofort offen für die stets humorvollen Verpackungen, die sie den auf den zweiten Blick außerordentlich bedeutungsvoll aufgeladenen Antworten gab. Und dabei hat sie stets „einfach nur so die Wahrheit“ ausgesprochen! Aha, also braucht man doch noch etwas mehr für das Bild der Herkunftsfamilie: nämlich die Wahrheit! Aber einfach nur so die Wahrheit?! Frau Maschke würde antworten: „Ja, sagt es euren Kindern so, wie es ist, aber in kindgerechter Sprache und schickt noch zwei drei Sätze hinterher, damit das Kind merkt, das Leben geht weiter (Stichwort Fanta Mango, Apfelkuchen usw.)“.

„Und wenn man enttäuscht und wütend auf die Herkunftsfamilie ist?“ Auf diese Frage fällt das nächste Stichwort: „Selektive Authentizität“ – nicht alles sagen, was man denkt, - aber alles, was man sagt, sei echt und glaubwürdig!  Ja, man hat gemerkt, dass Frau Maschke manchmal nicht alles sagt, was sie denkt. Wenn es um Dornröschens bürgerliche Eltern geht, die bloß keinen 13. Tupper-Teller auf dem Tisch im Schloss sehen wollen und daher nur 12 Feen einladen können, wird deutlich, dass auch Schwaben Flüche aussprechen können. Die Referentin hatte es den Teilnehmern ja schon eingangs versprochen: Wenn es emotional wird, falle ich in den Dialekt. Fee hin oder her, eine Adoptivfamilie soll jedenfalls keine „Burgfamilie“ sein, die von der Welt jenseits der Mauern nur ein düsteres Bild aufzeichnet und deshalb die Mauern immer höher baut.

Tja, und wer sich nach den vielen treffenden Beispielen immer noch nicht sicher ist, ob er seinem Adoptivkind mit der ganzen Wahrheit jetzt schon „weh tun soll“ und sagen soll, was Sache ist, dem  antwortete Frau Maschke: Adoptivkinder haben ohnehin ein Recht auf die Wahrheit! Besser aber, wenn es die Wahrheit schon von den Adoptiveltern erfährt.“ Mit einem kleinen Apfel und zwei Stückchen Käse verließ sie gegen Abend den Saal, um in den Zug zu steigen. Ein bewegender Tag und eine starke Frau machen Mut zur Wahrheit!"

 

 Fazit: Alle, die nicht dabei waren, haben etwas verpasst!!!

 
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