Bericht eines Adoptionsbewerberpaares (2)

Persönliche Eindrücke aus dem Vorbereitungsseminar

Gleich nach unserem Entschluss, dass Adoption für uns ein Weg sein könnte, haben wir uns dem hiesigen  Adoptiv- und Pflegeelternverein angeschlossen. Unser Wunsch war es, ein Kind zu adoptieren. Nach langen, aufschlussreichen Gesprächen mit guten Bekannten zeigte sich immer mehr, dass es einer sehr guten Vorbereitung bedarf, wenn man das angepeilte Ziel einmal erreichen möchte. Die Gespräche auf den monatlichen Stammtischen oder Lesestoff von Irmela Wiemann waren sehr hilfreich, aber man muss sich doch noch tiefer auf dieses Thema einlassen. Aus diesem Grund waren wir auch sehr froh, als wir erfuhren, dass es ein Adoptionsvorbereitungsseminar gibt, welches das Wissen zu diesem Thema vertiefen soll. Also haben wir gleich unser Interesse bekundet und uns vorsorglich angemeldet.

Das Seminar trägt den sinnigen Namen „Adoption ein Weg!?“. Durch die Informationen die man dort erhält, kommt es zu einer bewussten Auseinandersetzung mit dem Thema Adoption. An deren Ende soll die Entscheidung stehen, ob dies der richtige Weg für einen ist. Schließlich ist die Adoption doch eine besondere Eltern-Kind-Beziehung und deshalb nicht mit der bei leiblichen Kindern zu vergleichen. Die Probleme in der Erziehung sind z.T. natürlich gleich, aber auch vielfältiger, weil die individuelle Situation des Kindes auch ebensolche Schwierigkeiten mit sich bringen kann. Aus diesem Grund muss die Entscheidung für oder gegen eine Adoption mit fester Überzeugung von beiden Partnern getroffen werden, damit bei aufkommenden Problemen, die Partnerschaft der Adoptiveltern eine feste Größe und Halt für das Kind darstellt.

So aber jetzt von Anfang an. Lange hatten wir drauf gewartet. Geplant war ein Seminar im Herbst 2003. Dieses fand auf Grund zu geringer Teilnehmerzahl aber nicht statt. Im März 2004 war es dann soweit. An acht Abenden, jeweils mittwochs, sollten Themen, wie die Verarbeitung der eigenen Kinderlosigkeit, rechtliche Hintergründe einer Adoption oder die Frage, welches Kind zu einem passt, bearbeitet werden. Ein Abend war auch den Geschichten der einzelnen Paare gewidmet, d.h. jede und jeder erzählte von seinen bisherigen Erlebnissen.Der erste Abend begann mit einer kurzen Vorstellung aller Anwesenden. So konnte man sich einen ersten Eindruck verschaffen. Trotz des schwierigen Themas, das alle zusammengeführt hatte, waren die Gespräche von Beginn an recht offen.

Für uns bedurfte jeder Mittwochabend einer ausgiebigen Nachbearbeitung. Themen, die wir für uns schon geklärt hatten, wurden in diesem größeren Rahmen erneut besprochen, und es zeigten sich durchaus andere Sichtweisen und Blickrichtungen, die berücksichtigt werden sollten. Ein besonders schwieriges Thema ist aus unserer Sicht die Abgrenzung gegenüber den Jugendämtern. Was traut man sich in Bezug auf ein zu adoptierendes Kind zu und was nicht? Hier müssen beide Partner gemeinsam eine Entscheidung treffen, hinter der sie stehen. Sollte es nach einer Adoption zu Problemen kommen, so ist eine gemeinsam getroffene Entscheidung eine solide Basis. Wenn einer der Partner dem anderen zuliebe, aber mehr akzeptiert hat, als er eigentlich bereit ist zu leisten, ist dies kein Fundament, auf dem aufgebaut werden kann.Auch der Abend, an dem über die Geschichten der einzelnen Paare gesprochen wurde, war sehr aufwühlend. Es war das was man hörte, aber auch die eigene Geschichte, die wieder intensiv in die Erinnerung zurückgerufen wurde. An jedem Abend waren wir zuhause noch lange wach und haben das Gehörte noch einmal Revue passieren lassen. Auch an den nächsten Tagen wurde noch ausgiebig darüber gesprochen. Der Fernseher, der bei uns sowieso wenig genutzt wird, hatte in dieser Zeit fast immer Sendepause. Es wurde mehr geredet oder auch die Unterlagen gelesen, die uns von der Seminarleitung reichlich ausgehändigt worden waren.Teilweise war der Inhalt bekannt, aber es waren genauso neue, sehr interessante, Dinge dabei.

Es zeigte sich, dass man sich bei der Vorbereitung auf eine Adoption stetig weiterentwickelt und dazulernt. Wir sind der Meinung, dass wir durch die Teilnahme an dem Seminar, auf dem Weg zu einer Familie einen Schritt nach vorne gemacht haben. Das Gehörte hat unsere Entscheidung, uns für den Weg der Adoption zu entscheiden, noch einmal bestätigt.Mit den neuen Erfahrungen werden wir unsere Bemühungen bei der Adoptionsbewerbung noch einmal intensivieren. Vielleicht würden wir irgendwann auch die Möglichkeit bekommen einem Kind Liebe, Geborgenheit und Halt zu geben. 

Nachtrag:Seit fast 4 Jahren lebt unsere Adoptivtochter bei uns und wir sind sehr glücklich darüber. Gerne würden wir einem weiteren Kind ein liebevolles Zuhause schenken.