Die Tochter der Geliebten

 ein Buch von A. M. Homes


In einem sehr persönlichen Buch beschreibt A. M. Homes die aufwühlende Reise zu ihren eigenen Wurzeln. Mit 31 Jahren erfährt sie, wer ihre leiblichen Eltern sind und macht sich daran, ein Stück mehr über sich selbst zu erfahren.


Spannend bringt sie ihre Gefühle auf den Punkt und viele ihrer Formulierungen treffen genau das, was sicher auch andere Adoptierte gefühlt und gedacht haben. Hier einige Beispiele:


Während des ersten Telefonats mit der leiblichen Mutter:

"...Sie will alles auf einmal, und das ist zu viel für mich. Ich spreche mit der Frau, die mein ganzes Dasein überlebensgroß überschattet hat, und ich habe Angst. Durch meine Gedanken läuft ein tiefer Riss, ein ständig sich wiederholender Refrain: Ich bin nicht, wofür ich mich hielt und ich habe keine Ahnung, wer ich eigentlich bin.

Ich bin nicht, wofür ich mich gehalten habe , und sie ist auch nicht die Königin aller Königinnen, die ich mir vorgestellt habe. ..."

 

Etwas später:

"... Wir sprechen häufig miteinander - ich rufe sie mehrmals in der Woche an, gebe ihr aber nicht meine Telefonnummer. Die Gespräche machen süchtig, sind verführerisch und schmerzhaft zugleich. Jede Unterredung schüttelt mich durch und erfordert eine Erholungsphase. Jedes Mal, wenn ich ihr etwas erzähle, ergreift sie die Information, lässt sie zu nah an sich heran, erfindet sie neu und präsentiert sie mir dann so, dass ich ihr lieber weniger erzählen, sie im Ungewissen lassen möchte. ..."

Dann:

"...Der Mangel an Eindeutigkeit wurde mir klar - ich bin nicht das Kind meiner Adoptivmutter und nicht Ellens (Anmerkung: leibliche Mutter) Kind. Ich werde immer zusammengeklebt bleiben, ein bisschen zerbrochen. Und davon  kann ich nicht genesen, ich muss es vielmehr akzeptieren, damit leben - voller Mitgefühl. ..."

 

Später in einer Kanzlei vor dem ersten Treffen mit dem leiblichen Vater:

"...Ein Mann kommt aus der Tür, die in die Büroräume führt. Ist es der Anwalt, mein Vater oder einfach nur ein Angestellter? Es könnte jeder sein, jeder könnte es sein - so ist das, wenn man nicht weiß, wer man ist. ..."

 

Im letztes Drittel dieses Buches beschreibt Frau Homes ihre Sucht nach Ahnenforschung und wie sie sie auslebt sehr detailiert. Das einzige Drittel, dass ich mir kürzer gewünscht hätte.

 

Auf der Hompage BookReporter schreibt C. Borries:

"... Die Suche nach ihren Wurzeln führt Homes tiefer und tiefer in die Vergangenheit. Es tun sich Abgründe auf, die sie auf ihrem Weg der Wahrheitssuche findet. Dabei offenbart sie tiefste Gefühle der Verlassenheit, gerät in Wut, Auflehnung und einen Nachforschungszwang, der an Besessenheit grenzt. Immer drängender werden für sie die Fragen, wer sie wirklich ist, von wem sie welche Eigenschaften hat und welche Krankheiten oder Abartigkeiten es in den Familien gab. Sie fühlt sich hin und her gerissen zwischen dem Wunsch nach noch mehr Wahrheit und der Sehnsucht nach Ruhe.

... Selten liest man eine so spannende und aufrichtige Vergangenheitsaufklärung wie bei A.M. Homes. Atemlos schlägt einen die Lebensgeschichte in Bann und man kann nicht von ihr lassen. Einmal mehr zeigt sich, dass das Leben die spannendsten Romane schreibt!"