Zerbrechlich - Roman

 ein Roman von Jodi Picoult

In diesem Roman beschreibt die Autorin den schwierigen Weg einer Familie mit einem „Glasknochenkind“ - von der Entdeckung der Behinderung in der Schwangerschaft über die ersten Erfahrungen nach der Geburt und den schwierigen Weg danach. Aber auch das Thema Adoption wird aufgegriffen.

In den Kapiteln jeweils wechselnd aus der Sicht der Familie O’Keefe, der Mutter Charlotte, des Vaters Sean, der großen Schwester Amelia, einer Freundin der Familie Piper (die gleichzeitig die Gynäkologin der Mutter ist) und der Anwältin Marin wird die Geschichte spannend und abwechslungsreich dargestellt. Man bekommt einen tiefen Eindruck in das Leben einer Familie mit einer Tochter, die an Osteogenesis imperfecta Typ III leidet, mit den dazugehörenden Gefühlen aber auch finanziellen Belastungen. Da die Geschichte in den USA spielt fragt man sich, ob solche Familien im deutschen Gesundheitssystem besser abgesichert sind.

 

Wegen der großen finaziellen Belastungen, die die Familie an den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten bringen, wünscht Charlotte sich eine finanzielle Absicherung ihrer Tochter Willow. Aus diesem Grund klagt sie gegen Piper, die als Ärztin gegen solche Fehler versichert ist, auf „ungewollte Geburt“ und Schadensersatz.  Die Freundschaft der beiden Frauen zerbricht, und auch die Ehe von Sean und Charlotte ist so stark belastet, dass Sean die Scheidung einreicht.

 

In einem Nebenstrang spielt auch das Thema Adoption eine Rolle. Die Anwältin von Charlotte, Marin Gates, erfuhr mit 5 Jahren, dass sie adoptiert ist. Sie wird lange Zeit nicht neugierig. Aber die Beschäftigung mit dem Thema „ungewollte Geburt“ konfrontiert sie mit ihrer Vergangenheit. Ist auch sie ein ungewolltes Kind? Sie macht sich auf die Suche und findet – ihre Mutter ist eine der Geschworenen im Fall „O’Keefe“. Gefühlvoll wird beschrieben, wie stark belastend solche Gedanken auch nach Jahrzehnten für die Beteiligten noch werden  bzw. sein können.

 

Auch das Leben der 6 Jahre älteren Schwester Amelia im Schatten der behinderten Willow, um die sich alles dreht, wird gefühlvoll beschrieben. Wie der Teenager mit Bulimie und Ritzen versucht, seine Gefühle in den Griff zu bekommen, was zunächst unbemerkt bleibt, da Amelia nach außen funktioniert wird ebenso beleuchtet, wie die Tatsache, dass ihre Freundschaft zur gleichaltrigen Emma, Pipers Tochter, zerstört wird. Auch das zunächst gute Verhältnis zum Stiefvater Sean leidet unter der schwierigen Situation, denn Sean muss immer mehr arbeiten, um die Rechnungen insbesondere für die kranke Tochter zu zahlen und hat so noch weniger Zeit für die Familie.

 

Mit der Klage gegen die Frauenärztin, die die beste Freundin ist und der adoptierten Anwältin, deren leibliche Mutter eine der Geschworenen ist, wirkt das Buch manchmal konstruiert. Aber das tut der Spannung keinerlei Abbruch. Als Adoptierte weiß ich, dass das Leben die sonderbarsten Geschichten schreiben kann und Zufälle zu diesen Geschichten dazu gehören.
Dass eine Frau ihre beste Freundin verklagt, um die finanzielle Zukunft ihres schwerstbehinderten Kindes zu sichern, erscheint mir als Mutter auf den zweiten Blick gar nicht so unwahrscheinlich.

 

Ein fesselndes Buch, das ich nicht zur Seite legen konnte - mit einem überraschenden Ende.