Säuglings – und Kleinkindalter, Bindungspsychotherapie – Bindungsbasierte Beratung u. Psychotherapie

 von Karl-Heinz Brisch (Klett-Korda-Verlag)

Eine Adoptivmutter schreibt zu diesem Buch:

Herr Brisch versteht es gut,  Grundlegendes und Wissenswertes über Bindungsverhalten zu beschreiben. Er hat das „SAFE®-Programm – Sichere Ausbildung für Eltern“ entwickelt, welches das Ziel hat, Eltern eine gute Bindungsentwicklung zu ihrem Kind, möglichst schon in der Schwangerschaft beginnend zu ermöglichen. Das SAFE®-Programm gibt es mittlerweile auch für spezielle Zielgruppen, unter anderem auch für Adoptiveltern.  Dieses spezielle Programm sollte möglichst schon vor Aufnahme eines Kindes begonnen werden, damit den Adoptiveltern eigene Bindungserfahrungen  bewusst werden können....

 

Nicht nur die Kinder bringen ihre ganz eigenen Bindungserfahrungen, sondern auch die Eltern, seien es leibliche oder Adoptiveltern haben Bindungen erlebt. Dieses eigene Bindungsmuster übertragen sie auf die Kinder. Und wenn Eltern sich in ihrem Leben nicht sicher gebunden gefühlt haben, ist die Gefahr groß, dass dieses Muster an die Kinder weiter gegeben wird. Und dann sollte erst die eigene Lebensgeschichte geklärt werden.

 

Bindungen sind prinzipiell nicht abhängig vom Verwandtschaftsgrad. Es steht sicher außer Zweifel, dass Kinder im Mutterleib eine Bindung zu ihrer leiblichen Mutter haben. In dem Buch wird allerdings auf das Bindungsverhalten von Kindern von 0 – 3 Jahren eingegangen. Das ist die Zeit, in der das Kind lebenslange Bindungserfahrungen lernt.

 

Kinder können bis zu 4 Bindungspersonen haben,  sie können Beziehungen zu unterschiedlichen Menschen aufbauen aber differenzieren ihre Hauptbindungsperson deutlich, sollte die Hauptbindungsperson in Stresssituationen nicht zur Verfügung stehen, geht das Kind anhand seiner „Bindungspyramide“ zur nächsten engen Bindungsperson. In Kinderkrippen ist es für die Kinder schwer eine Hauptbindungsperson zu finden, da die Erzieherinnen häufig Arbeitszeitbedingt wechseln. Deshalb favorisiert Brisch das  Tagesmüttermodell.

Die sichere Bindung ist nicht abhängig von der verbrachten Zeit mit dem Kind, sondern von der Qualität die diese Zeit für das Kind hat. Das Kind braucht eine feinfühlige und konstante Begleitung bei Interaktionen und liebevolle Ermunterung bei seinen Erkundungen und sicheren Halt in Stresssituationen. Säuglinge und Kleinkinder können Stress (das kann Hunger, Durst, Angst, Trennung etc. etc. sein) nicht selbst regulieren, sondern reagieren mit Schreien. Wurde die Schwangerschaft gestört, kann dies zu stresssensiblen Kindern führen, die vermehrt mit Schreien reagieren. Kann die Bindungsperson nicht sensibel  reagieren, sei es weil eigene Bindungserfahrungen dies nicht möglich machen oder eigener Stress im Vordergrund steht, lernt das Kind nicht den Stress zu regulieren und verliert das Vertrauen in die Bindungsperson, von der es eigentlich Hilfe erwartet.

 

Fallbeispiele, die in dem Buch sehr gut dargestellt und beschrieben sind, und meiner Meinung nach von besonderer Relevanz auch für Adoptiveltern sind:

Schreistörungen, Essstörungen, emotionale und körperliche Vernachlässigung, Angststörungen, frühe Verluste, psychisch kranke Eltern, Gewalt.

 

Hr. Brisch erläutert in seinem Buch sehr anschaulich an verschiedensten Therapiebeispielen die Behandlung  für die genannten Probleme. Das Buch macht Mut, genau hinzu schauen, zu reflektieren, seine eigene Geschichte wahrzunehmen und sich nicht vor dem „Hilfe holen“ zu fürchten. Ich hatte nach dem Lesen des Buches den Eindruck, dass es für alle auftretenden Probleme eine Lösung gibt. Ich hoffe, dass das für die betroffenen Eltern bzw. Hauptbindungspersonen und Kinder letztendlich zu trifft.