Bilderbüchern zur Adoptionsaufklärung Drucken E-Mail

Erfahrungsaustausch über Verwendung von Bilderbüchern bei der Adoptionsaufklärung

An unserem Gesprächsabend im Juli 2008 schauten wir uns verschiedene Bilderbücher an, unter dem Gesichtspunkt inwieweit sie dazu geeignet sind, einen direkten oder indirekten Einstieg bzw. Zugang zum Thema Adoption zu liefern.

 

Urlaubs- und hitzebedingt war die Runde der Interessierten kleiner als sonst. Dies hinderte uns aber nicht daran, intensiv unsere Erfahrungen und Gedanken zu den mitgebrachten Bilderbüchern auszutauschen. Hier die Bücher auf einen Blick:

 

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Zunächst stellten wir fest, dass man die Bilderbücher vorher selbst gelesen haben sollte, bevor man sie dem Kind vorliest, um so entscheiden zu können, ob das Buch für das eigene Kind geeignet ist. Nur weil ein Bilderbuch als Klassiker oder Pflichtlektüre hinsichtlich Adoption gilt, muss es einem selbst oder dem Kind nicht gefallen. Wichtig ist, dass auch Mutter oder Vater das Bilderbuch mögen, damit sie es dem Kind entsprechend näher bringen können. Viele der Bilderbücher, die wir uns anschauten spielen in der Tierwelt und sprechen das Thema Adoption nur indirekt an. Doch gerade diese Tatsache mag es erleichtern, einen unverkrampften Zugang zu schaffen und mit dem Kind auch über seine eigene Geschichte ins Gespräch zu kommen. Wie wir festgestellt haben, vielleicht auch erst ein paar Tage nach dem Anschauen des Buches.

Das Bilderbuch „Määäh sagte der kleine Wolf“ hat allen Anwesenden gut gefallen und wir denken, dass es bereits für Kinder ab 2 bzw. 3 Jahren geeignet ist. Die Bilder sind in freundlichen Farben und in weichen Konturen gemalt, der Text ist kurz und verständlich gehalten. Die „Adoptionsgeschichte“ stammt aus der Tierwelt: Ein junger verwaister Wolf findet bei einer Schafsmutter und den vier jungen Schäfchen ein neues zu Hause. Auch als er später feststellt, dass er ja gar kein Schaf, sondern ein Wolf ist, ist für ihn klar: „Ich bin wirklich ein Wolf (…). Aber ich werde euch nie etwas antun. Ihr seid meine Familie….“

Auch gut gefallen hat uns das „Das kleine ich bin ich“. Die Bilder sind sehr klar abwechselnd in leuchtenden Farben und in schwarz weiß dargestellt. Das schöne an diesem Buch ist, dass es in Reimform geschrieben ist. In diesem Buch geht es nicht um Adoption, sondern um die Findung seiner eigenen Identität. Ein kleines lustiges Tier weiß nicht, wer es ist und möchte dies herausfinden: „Denn ich bin, ich weiß nicht wer, dreh mich ihn und dreh mich her, dreh mich her und dreh mich hin, möchte wissen, wer ich bin.“ So geht es zu den Pferden, den Fischen, einem Nilpferd etc. und stellt fest, dass es zwar von allen Tieren etwas hat, aber keinem richtig zugehörig ist. Und so dauert es eine Weile, bis das kleine Tier zufrieden feststellt: „So, jetzt weiß ich, wer ich bin! Kennt ihr mich? ICH BIN ICH.“

Ein Klassiker unter den Bilderbüchern zum Thema Adoption ist Der Findefuchs . Allerdings waren wir von diesem Buch nicht begeistert. Es ist das aktuelle Buch auf unserer Homepage und so spare ich mir hier eine Inhaltsbeschreibung. Uns war das Buch für kleine Kinder zu brutal. Es beginnt folgendermaßen: „Der kleine Fuchs lag ganz allein im Gebüsch und fürchtete sich. Er wartete auf seine Mutter. Aber seine Mutter konnte nicht kommen. Ein Jäger hatte sie totgeschossen.“ Kleinen Kindern kann dies womöglich angst einjagen. Älteren Kindern vielleicht weniger. Daher ist zu überlegen, ob dieses Buch erst für Kinder mit ca. 9 Jahren geeignet ist. Dann sollte man aber wohl eher die Taschenbuchversion und nicht die des Bilderbuches wählen.   

Das Bilderbuch „Kind ist Kind“ ist von den Bildern her einfach und ansprechend gestaltet und der Text ist kurz und einfach gehalten. Von daher könnte man dieses Buch auch schon mit Kindern ab etwa 2 bis 3 Jahren anschauen. Allerdings kann der Anfang kleine Kinder sehr  beängstigen, denn bevor die Froschmama loshüpft, um nach dem Froschpapa zu sehen sagt sie zu ihren beiden Kindern: „Ich hüpfe jetzt los und sehe nach. Seid brav, wir sind bald wieder da!“ Doch die beiden Kinder warten vergeblich: „Die beiden Froschkinder warten und warten. Aber Mama und Papa kommen nicht mehr zurück.“ Im Anschluss kümmern sich viele Tiere gemeinsam um die beiden Froschkinder und stellen am Ende fest: „Wir Großen sind vielleicht verschieden, aber … Kind ist Kind!“

Ein sehr schönes Kinderbuch ist „Kleiner Eisbär nimm mich mit“, welches indirekt das Thema Adoption anspricht. Lars der kleine Eisbär gerät in eine Falle und wird in einer Kiste gefangen. Gemeinsam mit einem Walross und dem kleinen braunen Bären Lea gelingt ihm die Flucht. Lea ist alleine und so schlägt Lars vor, dass sie mit ihm nach Hause zu seinen Eltern kommen soll. Lea hat Bedenken, da sie doch ein brauner und kein weißer Bär ist. Doch Mutter Eisbär heißt Lea herzlich willkommen und Vater Eisbär stellt fest: „Bär ist Bär“. Dieses Buch hat schon etwas mehr Text und scheint daher zunächst für Kinder ab etwa 3 bis 4 Jahren geeignet zu sein. Allerdings mag auch unsere Tochter mit 2 Jahren den kleinen Eisbären Lars schon sehr. Das schöne ist, dass es mehrere Geschichten von dem kleinen Eisbären und seinen Abenteuern gibt, so dass diese „Adoptionsgeschichte“ eine unter vielen ist. 

Etwas veraltet erschien uns das Buch „Wie Tine ihre Eltern bekam“. Zwar wirken auch die Bilder nicht mehr ganz aktuell, doch besonders antiquiert ist die Beschreibung, wie die zukünftigen Adoptiveltern ins Kinderheim gehen, dort in jedes Kinderbettchen gucken, um dann ihre Tochter mit nach Hause zu nehmen. 

Das Buch Und dann kamst Du und wir wurden eine Familie (neu unter dem Titel: Mit dir sind wir eine Familie erschienen oder im Sammelband „Tausend Träume nur für dich“) könnte fast als Nachfolger oder aktuelle Version des o.g. Buches angesehen werden. Es ist richtig bunt und spritzig gestaltet und erzählt die Geschichte, wie Lisa zu ihren Adoptiveltern kam. „Erzählt noch mal wie ich zu euch kam!“ bittet Lisa ihre Eltern. Und so erzählen sie, wie sie sich ein Kind wünschten, aber Lisas Mama nicht schwanger wurde, und sie sich entschlossen, ein Kind zu adoptieren. Sie erzählen vom Anruf des Jugendamtes, von den Vorbereitungen zu Hause, wie sie Lisa das erste Mal gesehen haben und mit nach Hause nahmen etc. Und sie erzählen auch von Lisas erster Mama, in dessen Bauch sie war… Dieses Buch spricht ganz konkret die Geschichte einer Adoption an und tut dies auf ehrliche und anschauliche Weise. Dieses Buch erschien uns für etwa vierjährige Kinder am ehesten geeignet.

Zum Schluss haben wir uns das Buch Erzähl noch mal, wie wir eine Familie wurden angeschaut. Dies ist ein Buch, welches auch ganz konkret die Geschichte einer Adoption erzählt. Es ist eine sehr spezifische Geschichte, da die Adoptiveltern in einem Flugzeug reisen, um ihr Kind in einem Krankenhaus abzuholen. Jeder Satz dieses Buches beginnt mit den Worten: „Erzähl noch mal, …….. von der Nacht, in der ich geboren wurde ….. warum in deinem Bauch kein Baby wachsen konnte …… von deinen Freudentränen etc. Es ist somit kein gewöhnlicher Erzählstil, kann aber evtl. das Kind animieren, seine eigenen Adoptiveltern zu fragen „Erzähl noch mal, wie wir eine Familie wurden“, oder aber die Adoptiveltern anregen, diese Geschichte als Aufhänger zu benutzen, um ihrem Kind seine eigene, persönliche Geschichte zu erzählen. 

Sicherlich gibt es noch einige Bilderbücher mehr, die geeignet sind, Kindern das Thema Adoption näher zu bringen. Das Richtige muss eben jede Familie für sich selber finden.

(C.E.)

 
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