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Spielfilm der ARD: Vergangeheit holt abgebende Mutter ei n

Nach Adoptierter und Adoptivmutter hier nun auch die Bewertung einer Herkunftsmutter! 

In dem Spielfilm geht es um eine Frau, die als Jugendliche ihr Kind zur Adoption freigegeben hat und nun in ihrer Ehe von der Vergangenheit eingeholt wird ...

Der Film aus den Augen einer Adoptierten:

Wenn es sich auch um einen Spielfilm handelt, so werden doch einige Facetten des Themas "Adoption - viele Jahre später" recht gut dargestellt. Die Tochter will unbedingt wissen, woher sie ihren Charakter hat und wer ihr Vater ist. Die Mutter hätte all die Jahre gerne etwas über ihr Kind gewusst. Die Scham hat verhindert, dass die Wahrheit für die Mutter zum Leben gehört hat. Die Beschäftigung mit der Vergangenheit bringt das Leben von einigen Menschen durcheinander. Soweit aus meiner Sicht nicht unrealistisch. Aber siezen sich Mutter und Tochter, wenn sie sich begegnen? Und auch das Happy End ist im Fernsehn zu erwarten, im richtigen Leben aber fraglich.

Fakt ist, dass ein solcher Film für Betroffene mehr ist, als nur leichte Abendunterhaltung.

Kommentar einer Adoptivmutter:

Positiv fand ich an dem Film, dass er die Adoption nicht nur aus Sicht einer suchenden Adoptierten zeigt, sondern auch die Nöte und Ängste der abgebenden Mutter beleuchtet. Dabei wurden sicherlich einige realitätsnahe Aspekte angesprochen. Allerdings war mir der Film ingesamt zu seicht und zu oberflächlich. Wenn sich Tochter und Mutter gleichzeitig die Brille aufsetzen oder die Tochter zum ersten Mal zu ihrer leiblichen Mutter "Mutter" sagt und diese ganz gerührt ist und es noch einmal hören möchte, werden für meinen Geschmack Klischees bedient.

Fazit: Gut war, dass das Thema Suchen und Finden bei Adoption für ein großes Publikum aufbereitet wurde, auch wenn das Thema mehr Tiefgang hergegeben und verdient hätte.

Hier nun die Anmerkungen einer Herkunftsmutter:

TV-Film "Annas Geheimnis"Ich habe den oben genannten Film heute zum ersten Mal gesehen und war froh, dass das Thema überhaupt als Film aufgearbeitet wurde, aber ansonsten kann ich nicht viel Positives dazu sagen. Wie „ihre“ Adoptierte in der Kritik zum Film auch anmerkte, finde ich die „Siezerei“ und das weichgespülte Ende eher unrealistisch und das wird dem schwierigen Thema Wiederfindung kaum gerecht. Die Realität sieht für alle drei Seiten doch erheblich schmerzhafter aus.

Deswegen schließe ich mich der Meinung der A-Mutter an: der Film ist zu seicht und oberflächlich. Im Gegensatz zu dieser, halte ich es allerdings nicht für kitschig, wenn beide Frauen offensichtlich die gleichen Angewohnheiten haben. Der Vater meiner Tochter, der sie ja inzwischen sehr gut kennt, sagte mir einmal, dass wir uns sehr, sehr ähnlich seien – nicht nur äußerlich. Was mich sehr erstaunt hat, war die Ansicht der A-Mutter, dass es ein Klischee sei, wenn die H-Mutter über die Ansprache „Mutter“ gerührt ist. Das ist nur dann ein Klischee, wenn man der Meinung ist, dass alle H-Mütter ihre Kinder leichtfertig und aus egoistischen Gründen weggegeben haben. Für die anderen gilt aber, dass sie sich ein Leben lang Vorwürfe machen, sich fast täglich an ihr Kind erinnern und nichts mehr wünschen, als, dass es diesem „Kind“ gut gehen möge. Was glauben sie, was es für mich für ein Geschenk wäre, meine Tochter würde das Wort Mutter einmal in den Mund nehmen. Das ist kein Kitsch, sondern Sehnsucht, aber ich weiß sehr wohl, was mir nicht zusteht und deswegen kann ich damit leben, dass sie das nie sagen oder denken wird. Keine Mutter vergisst ihr Kind, vermutlich auch nicht die drogenabhängige Nutte.
Ich kann solche Gedankengänge zwar sehr gut nachvollziehen, aber ich bin auch froh, dass sich so manches Klischee heutzutage langsam abbaut J

Was mich auch gestört hat, war das vollständige Ausklammern der A-Eltern der jungen Frau. Das ist auch nicht realistisch, hätte den Rahmen einen Spielfilms aber wohl gesprengt.

Deswegen mein Fazit zu diesem Film: es ist gut, dass das Thema Suche und Wiederfindung behandelt wurde, aber das Ende der Geschichte ist von der Realität sehr weit entfernt. So einfach funktioniert das definitiv nicht.
 
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