Da werden sich Interessierte sicherlich wundern, dass hier ein historischer Roman besprochen wird, aber Adoption bzw. Pflege hat es schon immer gegeben. Die Tatsache, dass Kinder nicht in ihren leiblichen Familien groß werden können, gab es zu allen Zeiten und es gibt berühmte Beispiele wie Moses, Edgar Allan Poe oder Nelson Mandela.

Hier lesen wir von Franciscus, der als Findelkind vor dem Franziskaner Kloster in Limburg gefunden wird, einige Jahre dort verbringt und im Alter von 6 Jahren von einer Gerberfamilie aufgenommen wird, da er im Kloster nicht bleiben kann. Feinfühlig wird beschrieben, wie schon damals ein Kind sich fühlte, dass sich in einer neuen Familie einleben muss. Wir es nur Arbeitskraft sein oder seinen Platz in der Familie finden? Wie wird der leibliche Sohn der Familie zum neuen Familienmitglied stehen. Spannend und feinfühlig zugleich, an der einen oder anderen Stelle turbulent, wird das Leben in Limburg an der Lahn um 1650 beschrieben.

Steht das Thema Adoption auch nicht im Vordergrund, so werden Betroffene es doch erkennen und das eine oder andere Mal mit heute vergleichen. Aus dem Findelkind Franciscus wird jedenfalls der Francis Emmerich und mit seinem Bruder Klaas Emmerich verbindet ihn nach anfänglichen Schwierigkeiten eine tiefe Freundschaft.

Ein historischer Lympurg-Roman, der die ganze Bandbreite des Lebens in und um Limburg spannend und interessant beschreibt und so lebendig werden lässt. Er fängt die Atmosphäre des 17. Jahrhundert ein und berichtet fesselnd von den Licht- und Schattenseite dieser Epoche. Ich habe dieses Buch verschlungen und werde es sicherlich ein zweites Mal lesen. (M.R.)

PS: Francis Emmerich und die anderen Akteure dieses Buches haben tatsächlich gelebt und die Handlungen dieses Romans sind historisch belegt.