Wurzeln für Lisa - Unser aktuelles Buch (6)

 Wurzeln für Lisa - Books on Demand

ein Buch von Cornelia Oehlert, Verlag Books on Demand 2008

In dem Buch „Wurzeln für Lisa“ beschreibt eine abgebende Mutter ihren Weg vor, bei und nach der Abgabe ihrer Tochter. Wichtig ist für mich dabei, dass auch diese Seite des Adoptionsdreiecks einmal mehr beleuchtet wird, kommen doch die Gefühle der Herkunftsmütter/ -eltern bzw. ihrer Familien in der Darstellung in der Öffentlichkeit oft zu kurz.

Die Verfasserin des Buches, Cornelia Oehlert, schreibt ausführlich über ihre eigene Geschichte, damit ihre leibliche Tochter sich ein Bild machen kann. Weite Teile des Buches dienen sicherlich der seelischen Verarbeitung der Autorin. Wie so oft beim Thema Adoption kann man diese Geschichte nicht auf alle Adoptionen übertragen. Gemeinsam dürfte allerdings vielen dieser Geschichten sein, dass die abgebenden Mütter unter der Freigabe leiden. Um sich in die Gefühlswelt abgebender Mütter einzulesen ist dieses Büchlein für alle lesenswert, die sich mit dem Thema Adoption befassen.

Da ich selbst adoptiert bin, sehe ich dieses Buch mit gemischten Gefühlen. Meine Geschichte hätte ich nicht in einem solchen Buch lesen wollen.

 

Eine Adoptivmutter schreibt zu diesem Buch:

In dem Buch "Wurzeln für Lisa" beschreibt die Autorin in Form von Briefen an ihre erwachsene Tochter die Gründe dafür, dass sie sie zur Adoption freigab und den weiteren Verlauf ihres Lebens.

Das Buch hat mich sehr beschäftigt, zum Nachdenken angeregt und auch traurig gemacht. Es wurde deutlich, dass diese leibliche Mutter keineswegs so frei und selbstbestimmt entschieden hat, wie es den Anschein hatte. Das warf bei mir die Frage auf, wie es wohl bei den Müttern unserer Kinder war. Der weitere Verlauf des Lebens dieser Frau war geprägt von schwierigen Beziehungen und 2 Schwangerschaftsabbrüchen. Das führte mich zur Frage nach Ursachen und Folgen des Ganzen (Hatte die von ihr als erzwungen erlebte Freigabeentscheidung die Beziehungsunfähigkeit zur Folge oder war diese letztlich doch Grund für die Freigabe?!).

Außerdem stellte sich mir die Frage, wie ein solcher Lebensbericht auf die (erwachsene) Adoptierte wirkt. Fühlt sie sich verantwortlich für das schwierige Leben ihrer leiblichen Mutter? Wieso bürdet ihre leibliche Mutter ihr das auf?

Schließlich fragte ich mich auch, wie Titel und Inhalt des Buches zusammenhängen. Für mich hatte es den Anschein als wäre der Autorin nicht so sehr darum gegangen, ihrer Tochter Wurzeln zu geben als vielmehr eine Form von Therapie für sich selbst zu finden.

 

Das sagt die Autorin zu den hier veröffentlichen Buchbesprechungen:

 

"Das Buch habe ich übrigens vorrangig für alle geschrieben, die wissen sollten, wie so manche Adoptionsfreigaben zustande kommen. Meine Tochter kannte die Fakten bereits, wenn auch nicht in dieser Form und Deutlichkeit. Trotzdem habe ich das Buch natürlich ihr und ihrem Vater gewidmet.
Parallel dazu diente es selbstverständlich auch der eigenen Vergangenheitsbewältigung, was im Gunde ja bei jeder Biographiearbeit der Fall sein dürfte.  ...
Die Theorie, dass sich Adoptivkinder durch solche Bekenntniss selbst "schuldig" fühlen könnten, kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn jemand, der gar nicht schuldig sein kann, muss sich auch nicht schuldig fühlen. Tut er/sie es doch, dann stimmt mit dem Selbstbewußtsein etwas nicht und das wiederum würde ich eher der Erziehung zuschreiben. Sie werden bei dieser Aussage sicher innerlich auf die Barrikaden gehen, aber ich spreche ja aus Erfahrung. Hätte man mir von Kind auf ein gesundes Selbstbewußtsein eingeimpft, hätte ich mir später nicht jeden fremden Schuh angezogen oder diese gravierenden Bevormundungen gefallen lassen. Jeder, der sein Kind liebt, wird es nicht als Besitz sehen und es zu einem frei denkenden Menschen erziehen, der nicht ausgerechnet falsche Schuldgefühle entwickelt.
Adoption hinterläßt wohl immer Wunden, aber die sind von Fall zu Fall unterschiedlich tief. Fälle wie die meinen sind natürlich besonders bitter, da Mütter wie ich ihre Kinder ja gar nicht weggeben wollten, aber mit allen anderen "Rabenmüttern" in einen Topf geworfen werden, auch von ihren eigenen Kindern."