"Vater unbekannt"

 "Vater unbekannt - wie gehen Adoptiveltern damit um?"

war das Thema des Gesprächsabends im November.

Nach einer Einführung in die rechtliche Seite des Themas, in der ausführlich dargestellt wurde, wer Vater eines Kindes ist (§§ 1592 bis 1600d BGB) und der Beleuchtung der Rolle des leiblichen Vaters bei der Einwilligung in die Freigabe des Kindes zur Adoption (§1747 BGB), wurde klar, dass die rechtlich gesicherste Positon bezüglich der Adoption der bekannte leibliche Vater ist, der in die Freigabe zur Adoption seines Kindes einwilligt.

Weil die Rechte der Väter in der Vergangenheit immer mehr gestärkt wurden, aber insbesondere auch, weil Väter zunehmend bereit sind Verantwortung für ihr Kind zu tragen, sollte in der Adoptionsvermittlungsstelle versucht werden zu klären, ob der Vater mit seinem Kind leben möchte oder wenn nicht die Einwilligung in die Freigabe auch des Vaters zu erlangen. Zeiten, in denen die Adoptionvermittlerin der leiblichen Mutter rät, den Vater aus Vereinfachungsgründen nicht anzugeben, sollten der Vergagenheit angehören.

Schnell wurde deutlich, dass dieses Thema viele Familien angenommener Kinder betrifft, wenn gleich auch die Ausgestaltung oft sehr unterschiedlich ist. So gibt es unter diesem Aspekt

  • tatsächlich unbekannte Väter, die völlig im Dunkeln liegen
  • nur auf dem Papier unbekannte Väter, die der leiblichen Mutter zwar bekannt sind, aber bei der Vermittlung nicht bekannt wurden
  • es gibt Scheinväter, d.h. Männer, die zwar rechtlich der Vater sind, weil sie mit der leiblichen Mutter zum Zeitpunkt der Geburt verheiratet waren, aber nicht biologisch
  • es gibt auch Väter, von denen zwar einiges bekannt ist, nicht aber der Name

Gerade der Name, auch wenn es nur der Vorname ist, kann in der Bennung des leiblichen Vaters später eine wichtige und gute Rolle spielen, denn man war sich schnell einig, dass "Erzeuger" keine ehrenwerte Bezeichnung des leiblichen Vaters ist. Viele Adoptiveltern bezeichnen die leibliche Mutter als Bauchmama und dazu gibt es nun einmal keinen guten passenden Parallelbegriff. Daher sollten Adoptiveltern, auch wenn in der Geburtsurkunde des Kindes steht "Vater unbekannt" versuchen, zumindest den Vornamen in Erfahrung zu bringen. Auch sollte man darauf achten, dass beim Adoptivkind nicht der Eindruck erweckt wird, der leibliche Vater hätte keinen Namen - nein, der Name ist nur den Adoptiveltern und eventuell auch dem JA nicht bekannt. Einige Adoptiveltern bereichnen den biologischen Vater als "ersten Papa", da sie die leibliche Mutter als "erste Mama" bezeichnen. Hier aber empfinden manche Adotpiveltern sich zurückgesetzt, da sie dann die "zweiten" Eltern sind. Im Jugendbuch "Mutter Nummer Null " wird genau dieses Thema auch aufgegriffen. Ein Adoptivjunge bezeichnet seine Adoptivmutter als "erste" weil wichtigste Mutter. Seine leibliche Mutter erhält daher die Bezeichnung "Mutter Nummer Null".

Betsimmte Abgabemotivationen der leiblichen Mütter machen das Zeichnen eines positiven Bildes des leiblichen Vater schwierig oder gar unmöglich. Der One-Night-Stand ist dabei, wenn überhaupt, ein eher kleines Problem. Trotzdem macht die moralische Abwertung des Umfeldes oder gar der Adoptiveltern es dem Kind schwer, den leiblichen Vater positiv wahrzunehmen. Nahezu unmöglich wird dies bei Vergewaltigung, sexuellem Missbrauch oder gar Inzest.

 

Schon bei den ersten Gesprächen mit dem Adoptivkind über den leiblichen Vater startet oft die biologische Aufklärung, denn nach der Tatsache, dass die Bauchmama das Kind im Bauch getragen und dann geboren hat, taucht dann oft logischer Weise die Frage auf, wie das Baby in den Bauch hinein gekommen ist.

Gerade in der Erziehung von Jungs, die sich am Vorbild des Vaters orientieren, kann der unbekannte leibliche Vater eine Belastung sein.

 

Nahezu alle Adoptivkinder aber werden sich früher oder später fragen, welche Gene sie von ihrem Vater  mitbekommenhaben.

 

Früher haben viele Männer in der Erziehung der Kinder kaum eine oder keine Rolle gespielt. Somit waren unbekannte leibliche Väter für Adoptivkinder oft kein Problem. Heute aber übernehmen Väter zunehmend Erziehungsverantwortung, daher sollten die leiblichen Väter im Gespräch mit einem Adoptivkind nicht ausgeklammert werden. M.R.