Die Himmelsrutsche

 von Monika Wiedemann-Kaiser

 

Im ersten Teil ihres Buches „Die Himmelsrutsche“ hat die Autorin Monika Wiedemann-Kaiser die Geschichten von fünf Pflegekindern in Form von personalisierten Märchen aufgeschrieben. Im Anschluss erklärt sie die Lebensgeschichten der Kinder und beschreibt kurz die Besonderheiten verlassener Kinder sowie die Bedeutung der Biografiearbeit.

Die Märchen sind alle sehr ähnlich aufgebaut: Neben dem Kind, um das es geht, spielen die Helfer Mutter Erde, Feen, Kobolde, Elfen und Schutzengel eine wichtige Rolle. Mit ihrer Unterstützung findet das Kind nach anfänglichem Leid zu seinen passenden Eltern. Ich kann mir vorstellen, dass Kinder mit einer spirituellen Ader von diesen Märchen angesprochen werden und kann den Gedanken der Autorin, Geschichten von Pflegekindern aus deren Perspektive aufzuschreiben nachvollziehen. Als Anregung, für das eigene Kind ein persönliches Märchen zu schreiben, kann das Buch gut genutzt werden. Ich finde es sehr gut, dass die leiblichen Eltern in allen Geschichten als „nicht richtig für das Kind zu diesem Zeitpunkt“ beschrieben werden. Dadurch werden sie trotz der Darstellung der schlimmen und traurigen Erlebnisse nicht verurteilt.
Dennoch werde ich das Buch bzw. die Geschichten meinen Kindern nicht vorlesen. Ich finde die in allen Märchen vorkommende Szene, in der die Kinder (mit Unterstützung ihrer persönlichen Schutzelfe) sich selbst bei Mutter Erde Hilfe holen, wenn die Situation in der Familie unerträglich wird, absolut nicht hilfreich, sondern sogar eher kontraproduktiv. Denn gerade in der Situation der Weggabe oder Herausnahme aus der Ursprungsfamilie, den möglicherweise folgenden Zwischenstationen bis zur Aufnahme in der endgültigen Pflege- oder Adoptivfamilie sind unsere Kinder doch völlig machtlos. Ich vermute, dass ein Teil der psychischen Probleme, mit denen viele Adoptiv- und Pflegekinder kämpfen, genau aus dieser erlebten Machtlosigkeit resultiert. In einem Märchen zu suggerieren, die Kinder hätten in diesen Situationen aktiv gehandelt, leugnet diese Machtlosigkeit und kann meiner Meinung nach dazu führen, dass sich das Kind noch weniger verstanden fühlt.   

Eltern, die ihren Pflege- oder Adoptivkindern die Geschichten vorlesen, sollten sehr genau überlegen, wann und wie sie das tun. Denn es sind definitiv keine „fünf-Minuten-Gutenachtgeschichten“, sondern sie erfordern Zeit und Einfühlungsvermögen, damit das, was durch die Märchen hervorgerufen wird, auch entsprechend verarbeitet werden kann! Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll, wenn sich Eltern, die dieses Buch einsetzen wollen, vorher mit dem Thema „Biografiearbeit“ auseinandersetzen. (Eine Adoptivmutter)

 

Ich denke, dass einige Kinder die Schutzelfe als eine höhere Macht verstehen können, die Ihnen geholfen hat, dort weg zu kommen, wo es ihnen nicht gut ging. Eine "Macht" also, die kleinen Kindern über ihre Ohnmacht hinweghilft. Wichtig ist m. E. in diesem Zusammenhang der gedankliche Umgang des Vorlesers mit den Elfen.(Eine weitere Adoptivmutter)